Freunde & Freundschaften… Leichter geschrieben als getan!

Picture © Linus Ma / www.linus-ma.com

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Ich habe keine Ahnung, warum ich erst heute auf die Idee komme einen Blog über Freundschaft zu schreiben, wenn diese seit frühester Kindheit immer eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben war. Selbst wenn wir in unseren frühesten Kindheitserinnerungen kramen, meine beginnen im Kindergarten, gab es immer jemanden den man als besten Freund/in bezeichnet hat! Hier an dieser Stelle einen Gruß an Gregory, meinem bestem Freund damals mit 4 im Kindergarten, den ich nach seinem Umzug nach Australien, nie wieder gesehen oder gehört habe. Nur die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit in unserer Elefantengruppe habe ich nie vergessen. Na ja, vielleicht liest er das ja und ich begegne ihm nach 33 Jahre zufällig wieder…

Es ist erstaunlich, in welcher Art und Weise man Freundschaft für sich definiert und Alter und Lebenserfahrung dabei eine Rolle spielen. Als Kind waren meine besten Freunde, meine Jungs und Mädels aus Kindergarten, Schule und meinem Viertel. Jeden Tag verbrachte ich mit ihnen eine menge Zeit, machte unsere Gegend und unseren Stammspielplatz unsicher, erkundete andere Viertel mit ihren Spielplätzen und Kindern! Damals spielten so große Worte wie Loyalität, Ehrlichkeit und Vertrauen keine Rolle. Nicht weil sie nicht wichtig waren, sondern einfach nur  weil sie selbstverständlich waren. Für uns Kinder gab es nur ein Kriterium einen Freund zu haben. Mag ich ihn, oder mag ich nicht! Mit zunehmendem Alter änderte sich auch die Definition dessen, was einen Freund ausmachte. Als angehende Teenager waren wir noch Kind genug um miteinander zu spielen aber auch schon so erwachsen, dass Mädchen immer mehr unsere Beachtung auf sich zogen. Nun war es auf einmal auch wichtig Geheimnisse bewahren zu können und das heimliche Anhimmeln der Angebeteten seinem Freund anvertrauen zu können, ohne dass dies von ihm in schamloser Weise ausgenutzt und wir damit vor der Klasse bloß gestellt wurden. Natürlich war es auch ein ungeschriebenes Gesetz, keine Gefühle für die Gleiche Dame zu haben. Das ging natürlich das eine oder andere mal in die Hose und man trennte sich von Freunden, die es dann nicht mehr Wert waren, den Titel „Bester Freund“ weiterhin zu tragen! Anfang Zwanzig ist erfahrungsgemäß das Alter wo 99% der Menschen in extremster Weise mit sich selbst beschäftigt sind. Völlig durcheinander und von seinen Emotionen ständig an der Nase herum geführt und verwirrt, wohin das Leben eigenen eigentlich hinführen wollte, brauchte man Menschen um sich herum, die einem Halt und Verständnis gaben. Nie wäre ich damals auf die Idee gekommen, dass meine Mutter so jemand für mich sein könnte! Welch ein Irrglaube! Wenn ich heute an diese Zeit zurück denke, war meine Mutter bis heute schon immer meine Beste Freundin. Nur schade, dass ich das erst zwanzig Jahre später begriffen habe! Mein Dank wird sie dafür bis in den Himmel verfolgen!

Obwohl meine Kinder und meine Familie für mich immer noch den höchsten Stellenwert einnehmen, kommen gleich danach meine Freunde. Einige wenige haben es tatsächlich geschafft sich sogar in die enge Gruppe meiner Familienangehörigen zu mischen und ich heute keinen Unterschied mehr zwischen Bruder, Schwester und ihnen mache. Auch hier noch mal ein Dankeschön aus den tiefsten Abgründen meines Herzens. Ich denke ihr wisst auch ohne, dass ich eure Namen nenne, wer gemeint ist! Was aber macht für mich heute einen wahren Freund/in aus? Im Grunde ist es ganz einfach… Sie lieben mich, obwohl sie mich kennen. Sie lassen mich, obwohl ich sie nerve! Sie glauben mir, obwohl sie es besser wissen! Es ist bedingungslose Loyalität und Liebe! Man liebt Menschen nicht für die Dinge die sie für einen tun, sondern dafür was sie dafür erwarten! Freunde erwarten nichts, außer vielleicht, dass man irgendwann der gleiche Art Freund für sie ist. Ich kann dieses Wort nicht oft genug schreiben, bis die Menschen die wahre Bedeutung davon verstehen! Loyalität!!! Ich habe das Glück dieses wenigen Menschen in meinem Leben zu haben, die dieses schwere und wichtige Wort verstehen und auch stemmen können aber es war ein langer und harte Weg voller Enttäuschungen und Ablehnungen bis man an diesem Punkt ankam. Hört auf Freundschaften von Dienstleistungen abhängig zu machen. Natürlich ist das Leben ein Geben und Nehmen aber all dies hat nichts mit Freundschaft zu tun, sondern sind lediglich wichtig für ein gerechtes Miteinander. Selbst wenn ich nichts habe, teile ich noch gerne, habe aber nicht die Erwartung was zurück zu erhalten. Ich gebe, weil ich möchte und es mir gut tut. Kommt dann was zurück, ist es umso schöner aber nicht ausschlaggebend für mein weiteres Verhalten. Denn ich werde weitergeben. Manchen vielleicht auch nur eine Schelle aber die gebe ich dann auch reinen Gewissens und mit all meinem Herzen! Da ich ja sehr gerne mit einem Zitat abschließe, hier eines meiner Liebsten…

Freunde sind Gottes Entschuldigung für Verwandte! (George Bernard Shaw)

Seid ein Freund für irgendjemand!

Bis bald,

euer Senay